Muscheln
© Andreas Tiefenbach
Fließgewässer und Flussauen gehören zu den am nachhaltigsten anthropogen veränderten Lebensräumen. In den außeralpinen Hügel- und Tieflandschaften Ostösterreichs existieren kaum noch von wasserbaulichen Maßnahmen unbeeinflusste, naturnahe Gewässerabschnitte. Nach SPIEGLER (1979) weisen nur mehr 5% der Bach- und Flussstrecken Niederösterreichs eine natürliche, gewässerbegleitende Ufervegetation auf, während die Ufersäume von rund 31% bzw. 28% der untersuchten Gewässerstrecken als „beeinträchtigt“ oder „zerstört“ angesehen werden müssen. Aus der Steiermark liegen unseres Wissens keine entsprechenden Erhebungen vor. Entsprechend akut ist die Gefährdungssituation der meisten fließwasserbewohnenden Tiergruppen (SPITZENBERGER 1988). Von besonders drastischen Bestandseinbußen sind naturgemäß die Großmuscheln (Najaden) betroffen, die von einer Reihe Autoren als die, am stärksten gefährdete Gruppe der europäischen Süßwasserfauna eingestuft wird (JUNGBLUTH 1980, REISCHÜTZ&SEIDL 1982, WELLS &CHATFIELD 1990). Mit Ausnahme der gut untersuchten Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera (L)) lassen sich die tatsächlichen Areal- und Bestandsveränderungen sowie die verantwortlichen Rückgangsursachen aufgrund fehlender, historischer Verbreitungsangaben und Grundlagenuntersuchungen zur Bionomie und Ökologie der Gruppe nur schwer beurteilen. Dies gilt im Besonderen für die Muschelfauna der Steiermark, für die, mit Ausnahme der bundesweiten Zusammenstellung von KLEMM (1960) und der aktualisierten Artenlisten von KREISSL (1976,1994) eine zusammenfassende Bearbeitung fehlt. Die ichthyologische Bearbeitung der Grabenlandbäche des Südoststeirischen Hügellandes durch O.TIEFENBACH führte 1990 zur Entdeckung neuer, bisher unbekannter Vorkommen von Unio crassus im Drauchen- und Ottersbach. In der Folge wurde im Zuge weiterer Kontrollen in den Jahren 1991, 92 und zuletzt 2012 im Rahmen einer faunistischen Untersuchung der Kutschenitza verstärkt auf das Vorkommen von Großmuscheln geachtet.