Trockene Säume, Hecken & Gebüsche

© Emanuel Trummer
Hecken und Gebüsche mit ihren Säumen gehören mitunter zu den interessantesten und vielfältigsten von Menschen geschaffenen Lebensräumen unserer Kulturlandschaft. In Mitteleuropa nutzen 10 000 Tierarten, die Hälfte aller heimischen Säugetierarten, dieses Biotop als Schlaf-, Nist- und Schutzplatz sowie als Nahrungsquelle. Eine wahre Win-Win Situation hat sich zwischen Vögel und Hecken eingestellt: So kümmern sich bestimmte Vogelarten um die Verbreitung von beerentragenden Sträuchern, dafür bieten diese den Vögeln Schutz und Nahrung.
Es gibt nichts Sturkturreicheres als Hecken in welcher Form auch immer: Je nach Ausrichtung besitzen sie eine Süd-Nord oder Ost-West Seite, die allein schon wegen der Sonneneinstrahlung jeweils komplett andere Klimabedingungen und somit andere Begleit-Arten mit unterschiedlichem Wuchs aufweisen. Zweireihige Bestände bieten im Inneren nochmal andere kühlere, ausgeglichenere klimatische Verhältnisse.
Das krautige Areal um die Hecken nennt man Saum, das in seiner Artenzusammensetzung wie bereits erwähnt stark von der jeweiligen Ausrichtung der Hecke einerseits und den Bodenverhältnissen andererseits abhängig ist. Diese beiden Lebensräume sind untrennbar miteinander verzahnt: viele Tiere suchen Wohnraum in den Hecken und finden ihre Nahrung in den angrenzenden Säumen. Käfer- und Ameisenarten haben einen Bewegungsradius von etwa 50m, der Igel, der sich Tagsüber in den Hecken versteckt, streift des nächtens in einem Radius von 250m umher, der Iltis braucht gar 1000m.
Die ersten Hecken entstanden vornehmlich als „lebende Zäune“, um Weidevieh von Äckern fern zu halten. Aus diesem Grund wurden oft Viehwege auf beiden Seiten mit Buschwerk eingesäumt, um ein Ausbrechen der Tiere zu verhindern. Bald erkannte man aber auch weitere Vorzüge: in windigen Gebieten konnten Ernteminderungen durch Erosion und Windbruch, in regenreichen Gegenden durch Ausschwemmungen entgegengewirkt werden. Auch die Tiere machen sich diese Eigenschaften von Hecken zu Nutze. Untersuchungen an Käfern zeigten, dass sich diese kleinen Geschöpfe bevorzugt auf der Lee also der windabgewandten Seite aufhalten.
Viele der Sträucher, die eine Hecke bilden, gehören der Familie der Rosengewächse an, wie z.B. die Schlehe (Prunus spinosa) oder der Weißdorn (Crataegus sp.). Die überwiegende Blütenfarbe ist weiß und zart rosa, selten auch grün/gelb wie etwa beim Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus). Dies lockt v.a. Bienen und ihre Verwandten sowie Schmetterlinge an.
Die Konkurrenz um Licht und die Abwehr gegen Fraß von Wild- und Weidevieh bestimmen den Wuchs der Sträucher: einige wehren sich mit Dornen, Stacheln, ledrigen oder behaarten Blättern, andere investieren in ein schnelles Wachstum und in die Fähigkeit immer wieder „auszuschlagen“.
In Verruf gelangten manche Vertreter, als man entdeckte, dass sie Getreidepilzen als Zwischenwirt dienen. Prominentestes Beispiel ist der Getreideschwarzrost (Puccinia graminis) mit der Berberitze (Berberis vulgaris) als Zwischenwirt.
Im Vulkanland findet man Hecken vorwiegend an Waldsäumen. Ab und an dienen sie noch zur Abgrenzung von Weiden. Durch „Flurbereinigungen“ sind sie aber schon selten geworden.